Dorsten - Frank Schankin ist Chef von 800 Polizeibeamten. Der Direktionsleiter ist aber auch gleichzeitig Beschwerdemanager bei der Polizei und unter anderem zuständig für Dorsten und Haltern. Er hat keinen Grund zur Klage über seine Kollegen. Denn die Beschwerden sind im Verhältnis zu den geleisteten Einsätzen "sehr gering".
137-mal beschwerten sich Bürger 2016 über Polizeibeamte; das bei 740.000 Einwohnern in zehn Städten des Kreises und der Stadt Bottrop, für die Schankin zuständig ist. Geleistet wurden 193.500 Einsätze, sagte der Direktionsleiter Gefahrenabwehr und Einsatz im Polizeipräsidium Recklinghausen am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung.
Ein falsches Wort, arrogantes oder respektloses Verhalten oder mutmaßliche Beleidigungen legen Bürger Polizeibeamten zur Last. Bürger beklagen sich auch darüber, dass Polizisten Knöllchen schreiben, wenn sie mit einem Handy am Steuer erwischt werden. Frank Schankin bekommt diese Klagen auf den Tisch. Denn Beschwerden sind Chefsache.
Frank Schankin geht den Vorwürfen gegen die Beamten „sehr gründlich nach“. Das Beschwerdemanagement habe die Polizei sich selbst als Verpflichtung auferlegt: „Noch bevor es dazu einen ministeriellen Erlass gegeben hat.“ Im Beschwerdefall sucht Frank Schankin im elektronischen Archiv nach Indizien für Vorwürfe. Bei jedem Einsatz werde eine elektronische Notiz von der Leiststelle angelegt. Außerdem gebe es Bänder mit Aufzeichnungen aller Notrufe. „Die bewahren wir einen Monat auf“, sagte Pressesprecherin Ramona Hörst.
Gedächtnisprotokolle angelegt
Aber auch die Einsatzbeamten gingen auf Nummer sicher, wenn es aus ihrer Sicht problematische Begegnungen gegeben hat. „Sie legen Gedächtnisprotokolle an oder schreiben Notizen, um sich darauf stützen zu können.“ Wie verhält sich der Beamte im Arbeitsalltag, was sagt der Dienstvorgesetzte dazu? Fragen, die Schankin in seine Ermittlungen einbezieht. „In zwei Dritteln der Fälle (79) sind die Vorwürfe haltlos gewesen“, hat er nach Recherchen festgestellt.
Die Untersuchungen von Schankin laufen mehrgleisig: „Es gibt auch immer ein Gespräch mit dem Bürger, der sich beschwert hat.“ Das komme gut an, so Schankin. „Oftmals lassen sich als problematisch empfundene Situationen im Nachhinein ausräumen.“ Menschen stünden bei Notrufen unter Stress und könnten das betont sachliche Verhalten am anderen Ende der Leitung nicht richtig einordnen: „Das klingt dann schon mal, als ob der Gesprächspartner uninteressiert sei, das ist aber nicht der Fall. Denn bei einem Notruf hört der Beamte nicht nur zu und vergewissert sich, ob die Angaben stimmen, sondern setzt auch alle nötigen Hebel in Bewegung, um Hilfe zu schicken.“ Die erfolge meist in sehr kurzer Zeit und nicht wie von Bürgern in der Not gefühlten Ewigkeiten, die bis zum Eintreffen der Beamten verstreichen.
27 von 137 Beschwerden berechtigt
Ein Drittel der Beschwerden (27) über Polizeibeamte sei berechtigt gewesen: „Zum Beispiel, wenn eine Anzeige nicht geschrieben worden ist. Das ist Strafvereitelung im Amt und wird von der Staatsanwaltschaft untersucht.“ Die meisten Fälle würden aber eingestellt.