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Prozess-Auftakt
Brandstifter „brauchte irgendwie eine Ablenkung“
- vonJörn Hartwichschließen
Das Motiv war Unzufriedenheit, die Vorgehensweise hinterhältig und gefährlich - jetzt steht ein 34-Jähriger vor Gericht.
Nach einer Brandserie in Marl-Hüls muss sich ein zweifacher Familienvater jetzt in Essen vor dem Landgericht verantworten. Es war im vergangenen August, als der 34-Jährige innerhalb von zwei Wochen fünf Mal gezündelt hat. Das hat er nach Rücksprache mit seinem Verteidiger Volker Schröder zum Prozessauftakt bereits gestanden. Erst ging das Auto einer Nachbarin in Flammen auf, dann brannte ein Briefkasten, danach die Kellertür und ein Holzstapel – ebenfalls im eigenen Keller.
Leben war nur noch Routine
„Ich habe irgendwie eine Ablenkung gebraucht“, so der Angeklagte. „Das kam mir dann so in den Sinn.“ Sein Leben sei damals in der täglichen Routine zum Stillstand gekommen. „Meine Frau habe ich nur noch zwei Stunden am Tag gesehen.“ Kurz nachdem er von der Arbeit kommen sei, habe sie auch schon losgemusst. „Nur mit meinem Geld wären wir nicht klargekommen.“ Er war Tischler, sie lieferte Pizza aus.
Erster Weg führte zum Getränkemarkt
Eilig hatte es der 34-Jährige nach der Arbeit allerdings nicht. Sein erster Weg führte immer zum Getränkemarkt. Dort genehmigte er sich mit Kollegen die ersten zwei Flaschen Bier. Später kamen weitere auf dem Balkon dazu.
Ich hatte dann so Gedanken an früher“, sagte der Marler den Richtern. Als sein Leben noch nicht so eingefahren gewesen sei. „Da habe ich mich irgendwie lebendiger gefühlt.“
Bereits einmal in Jugendhaft
Es war nicht das erste Mal, dass der Vater von zwei kleinen Kindern in Krisensituationen Feuer gelegt hat. Bereits 2008 war er in Cottbus wegen Brandstiftung zu viereinhalb Jahren Jugendhaft verurteilt worden. Am 9. August 2020 fing es wieder an. Da ging er in den Keller des Mehrfamilienhauses an der Joseph-Haydn-Straße, öffnete ein Fenster und zündete von dort den Radkasten des Autos seiner Nachbarin an, das direkt vor dem Fenster geparkt war.
Einmal wurde es richtig gefährlich
Richtig gefährlich wurde es, als er Grillanzünder auf einen Bretterstapel im Keller legte. Dieser Brand hatte nur noch von der Feuerwehr gelöscht werden können. „Da hatte ich extreme Angst.“ Deshalb sei er mit den Kindern auch sofort auf die Straße gerannt.