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Landgericht Essen
Die eigene Nichte missbraucht: Vier Jahre Haft
- vonJörn Hartwichschließen
Die Schülerin war 13, als der Onkel mitten in der Nacht zu ihr ins Bett kam. Die Ehefrau schlief nebenan. Jetzt ist der 52-Jährige aus Marl-Drewer verurteilt worden. Die Strafe: vier Jahre Haft wegen Kindesmissbrauchs.
Die Strafe lautet auf vier Jahre Haft. Es ist bereits das zweite Mal, dass der selbstständige Kleinunternehmer verurteilt worden ist. 1998 waren schon einmal sechs Jahre Haft verhängt worden. Auch damals ging es um Kindesmissbrauch. Was genau passiert ist, ist unklar. Der Angeklagte will darüber nicht sprechen, Gericht und Staatsanwaltschaft haben keine Möglichkeit mehr, sich zu informieren. Die Akten sind aufgrund des Zeitablaufs inzwischen komplett vernichtet worden.
Entschuldigung und Schmerzensgeld
Im aktuellen Fall ging es um schwersten Missbrauch. In der Anklage war von ungeschütztem Geschlechtsverkehr und Entjungferung die Rede. Und genau das hat der 52-Jährige im Prozess am Essener Landgericht auch vollständig zugegeben. „Ich möchte mich bei meiner Nichte und bei meinen Angehörigen entschuldigen“, sagte der Marler in Richtung der Zuschauerplätze. Nach Angaben seines Verteidigers Peter Baumann soll auch ein Schmerzensgeld im fünfstelligen Bereich gezahlt werden.
Das Motiv ist unklar
Unklar ist allerdings nach wie vor die Motivlage. „Er kann nicht nachvollziehen, warum es dazu gekommen ist“, so Baumann. „Er stellt sich der Verantwortung, mehr kann er nicht sagen.“ Der Angeklagte hat selbst drei Kinder von zwei Frauen. Seine dritte und aktuelle Partnerin steht weiterhin zu ihm. Sie war an jedem Verhandlungstag anwesend. Die Nichte des Angeklagten hatte schon rund drei Wochen bei den Eheleuten gewohnt, bevor es am 1. Juni 2020 zu der Tat kam. Einen Tag später erfolgte die Festnahme.
Mädchen sollte ins Kinderheim
Das Mädchen hatte Probleme mit den Eltern, der Onkel bot seine Hilfe an. „Die Eltern wollten es am liebsten ganz loswerden“, sagte er im Prozess. „Das Mädchen sollte in ein Kinderheim.“ Noch in der Tatnacht hatte die 13-Jährige einer Freundin per WhatsApp unter anderem diese Sätze geschrieben: „Mein Onkel kam heute Nacht in mein Zimmer und hat mich vergewaltigt. Ich spüre seine Hände immer noch an meinem Körper. Ich habe Angst. Ich will gerade einfach nicht mehr leben.“
Die Staatsanwaltschaft hatte viereinhalb Jahre Haft gefordert.