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Mehr als nur Nadelstich-Taktik
Marl setzt Signal: Im Kampf gegen Clankriminalität halten Revierstädte zusammen
- vonThomas Fiekensschließen
Die Stadt Marl ist jetzt Partner eines Netzwerks zur Bekämpfung der Clankriminalität im Ruhrgebiet. Als erste Stadt im Kreis bringt sie ihre Erfahrungen in der „Sicherheitskooperation Ruhr“ ein.
Es geht um mehr als die „Nadelstich-Taktik“ mit Razzien in Shisha-Bars und Wettbüros, um die Szene krimineller Mitglieder von türkisch-arabischstämmigen Großfamilien unter Druck zu setzen. Wer den Verkauf von unverzolltem Tabak oder illegales Glücksspiel als Kavalierdelikte abtut, übersieht, dass es dahinter um ganz andere Taten geht: Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Bedrohung, Korruption, Raub, Diebstahl, Gewalt- und Organisierte Kriminalität…
Das aktuelle Lagebild „Clankriminalität NRW“ des Landeskriminalamtes von 2019 listet landesweit 6104 Straftaten auf. Die geografische Verteilung der Straftaten konzentriert sich vor allem aufs Ruhrgebiet. Die meisten Straftaten (852) bearbeitete das Polizeipräsidium Essen (14,0 %), gefolgt vom Recklinghäuser Präsidium mit 486 (8 %), das für die zehn Kreisstädte und die kreisfreie Stadt Bottrop zuständig ist. 320 Verdächtige wurden hier im Zusammenhang mit den Straftaten ermittelt.
Klare Linie auch in Marl
Recklinghausens Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen hat eine klare Linie: „Die Bekämpfung der Clankriminalität bleibt auch in diesem Jahr ein Schwerpunkt des Polizeipräsidiums Recklinghausen.“ Im Jahr 2019 gab es im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen 79 Kontrollaktionen an über 90 Objekten. Auch in Marl sorgten Durchsuchungen für Schlagzeilen, Strafanzeigen und Ordnungswidrigkeitsanzeigen waren die Folge.
„Es ist klug, sich auch auf diesem Feld zu vernetzen, sich selbst einzubringen und von anderen zu profitieren“, sagt Marls Bürgermeister Werner Arndt. Zum Konzept gehört, dass sich Polizei, Ordnungs-, Bau und Sozialbehörden, Zoll und Steuerfahndung austauschen, sich gegenseitig in Ermittlungen unterstützten. Die „SiKo“ arbeitet auch präventiv: Gemeinsam mit Pädagogen, Sozialarbeitern und Wissenschaftlern werden Aussteigerprogramme und Modelle entwickelt, die Kindern und Jugendlichen Wege aus dem Clanmilieu aufzeigen. Ein vielversprechender Ansatz ist das Präventiv-Programm „Kurve kriegen“.