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Landgericht Essen
Missbrauchsprozess überraschend geplatzt - das ist der Grund
- vonJörn Hartwichschließen
Die Staatsanwältin war sauer, das Gericht sprach von einer „Unverschämtheit“: Ein laufender Missbrauchsprozess ist am Montag erst einmal geplatzt.
Weil eine Schöffin einfach nicht gekommen ist, ist der bereits laufende Missbrauchsprozess gegen einen 52-jährigen Mann aus Marl am Montag überraschend nicht fortgeführt worden. Über eine Stunde lang war versucht worden, die ehrenamtliche Richterin ans Telefon zu bekommen – doch ohne Erfolg. Weder zu Hause noch auf der Arbeit noch über Handy war die Frau zu erreichen. Irgendwann meldete sie sich dann aber doch noch. Ihre kurze Erklärung: Die Mutter sei am Freitag verstorben, jetzt müsse sie schnell zur Beerdigung ins Ausland.
Alle waren angereist
„Das ist natürlich ein trauriges Ereignis“, so Richterin Ute Postert. Vielleicht sei man psychisch dann auch durch den Wind. „Trotzdem ist es – mit Verlaub gesagt – eine Unverschämtheit, sich nicht zu entschuldigen.“ So waren alle extra angereist, um am Essener Landgericht weiterzuverhandeln.
Neubeginn mit neuen Schöffen
Der Prozess soll nun am Mittwoch noch einmal ganz neu beginnen – dann aber mit anderen Schöffen. Wegen der in einem Strafprozess geltenden Fristen war eine Verlegung nicht möglich.
Das ist der Vorwurf
Dem Angeklagten wird vorgeworfen, seine 13-jährige Nichte am Abend des 1. Juni 2020 sexuell missbraucht zu haben. In der Anklage ist von ungeschütztem Geschlechtsverkehr und Entjungferung die Rede. Das Mädchen war damals bei ihm und seiner Frau in Drewer untergekommen, weil es offenbar Probleme mit den Eltern gegeben hatte. Bisher hat sich der Marler im Prozess nicht zu den schweren Vorwürfen geäußert. Es sieht jedoch danach aus, dass er bei Neubeginn des Prozesses ein Geständnis ablegen wird. Der Schülerin könnte so eine Aussage vor Gericht erspart bleiben.