- vonFrank Leszinskischließen
Gelsenkirchen - Als Jefferson Farfan im Jahr 2015 den FC Schalke 04 verließ, wäre wohl niemand auf die Idee gekommen, dass der Peruaner in seiner Profikarriere noch einmal mit Benedikt Höwedes zusammenspielen würde. Doch dieses Wiedersehen dürfte nun bald auch offiziell bestätigt werden.
Höwedes wechselt zum russischen Meister Lokomotive Moskau, wo Farfan seit 2017 spielt. Dabei wird Höwedes sogar noch mit einem weiteren früheren Schalker zusammenarbeiten, der seinen Transfer wesentlich mit beeinflusst hat, denn Erik Stoffelshaus ist in Moskau Sportdirektor und war früher im Schalker Jugendbereich sowie als Teammanager die rechte Hand des damaligen Sportdirektors Andreas Müller. Die Ablösesumme für Höwedes soll rund fünf Millionen Euro betragen.
Geld, das Schalke womöglich bald wieder investieren wird. Denn auf der linken Abwehrseite gibt es Bedarf, weil Bastian Oczipka (Leistenoperation) noch einige Wochen ausfallen wird und Abdul Rahman Baba nach langer Verletzungspause wohl auch noch einige Zeit brauchen wird, um sein früheres Leistungsniveau zu erreichen.
Schon am Freitag beim nicht-öffentlichen Training sowie am Samstag hatte Höwedes nicht an den Übungseinheiten teilgenommen. Offiziell wegen einer Magen-Darm-Grippe, doch die Vermutung dürfte nicht abwegig sein, dass der 30-Jährige auch Verhandlungen mit seinem neuen Arbeitgeber führte. Damit verlässt den FC Schalke 04 ein Spieler, der sich wie nur wenige in den vergangenen Jahren mit dem Klub identifizierte. Umso größer war die Enttäuschung bei Höwedes, als er im vergangenen Jahr für ihn völlig überraschend erfuhr, dass Trainer Domenico Tedesco ihm nicht nur die Kapitänsbinde entzog, sondern auch sportlich nicht mehr mit ihm plante.
19 Verletzungen seit 2009
Für den Weltmeister von 2014 brach eine Welt zusammen, zumal eine unglückliche Formulierung von Tedesco („Reisende soll man nicht aufhalten“) das Tischtuch zwischen Spieler und Trainer endgültig zerschnitt. Die Leihe zu Juventus Turin verlief für Höwedes vor allem aufgrund von Verletzungen völlig unbefriedigend. Womit die wohl wichtigste Ursache seines Karriereknicks benannt ist. Höwedes zahlte in den vergangenen Jahren den Tribut für viele Jahre Profifußball auf hohem Niveau.
In einem Interview mit dieser Zeitung ließ er mehrfach einfließen, wie sehr ihn schwere Verletzungen zurückwarfen. Die „Krankenakte Höwedes“ umfasste nicht weniger als 19 Verletzungen zwischen 2009 und 2017. In der Saison 2015/2016 zog sich der Innenverteidiger innerhalb von neun Monaten gleich drei schwere Blessuren zu. „Danach musste ich erst einmal lernen, wieder normal zu gehen“, sagte Höwedes beim Interviewtermin.
Auch weil er nie aufgab, war er bei den Schalker Fans äußerst beliebt. Als er in der vergangenen Woche ins Mannschaftstraining zurückkehrte, feierten ihn die Schalker Fans und standen Schlange für Selfies und Autogramme. Das gehört nun erst einmal der Vergangenheit an, wobei ein Wiedersehen in naher Zukunft schon möglich ist. Denn Lokomotive Moskau könnte schon in der Gruppenphase der Champions League ein Schalker Gegner sein.
Auch ohne Höwedes umfasst der Schalker Kader, der sich seit Sonntag österreichischen Mittersill auf die neue Saison vorbereitet, noch 27 Spieler. Darunter sind mit Niklas Wiemann und Benjamin Goller zwei Talente aus der Knappenschmiede sowie mit Johannes Geis ein Spieler, mit dem Tedesco ebenfalls nicht mehr plant.